Dez 092011
 

Der blaue Poncho, den Padmé / Amidala in Episode 2 auf Tattooine trägt, ist etwas, das ich schon lange für mich selbst machen wollte. 2003 habe ich den schon mal für jemand anders gemacht, aber für mich selber bin ich irgendwie nie dazu gekommen.
Eines Tages habe ich dann im Prinzip eine große Menge gut färbbaren Leinens ‚geerbt‘ (von dem ich einiges für meine ‚Waterhouse Ophelia‘ benutzt habe); und als ich von eben diesem Kleid nach dem Zuschnitt noch Stoff übrig hatte – auch, wenn der Stoff etwas heller war, als ich ihn für eine Originalversion des Padmé-Ponchos brauchen würde – war mir klar, daß es für mich „Poncho-Zeit“ wäre.
Das Kleid, was in Star Wars darunter getragen wird, habe ich erstmal nicht gemacht. Ich brauche es nicht wirklich; aber der Poncho an sich ist etwas, das ich auch sehr gut zur Jeans tragen kann (mit anderen Worten, er ist alltagstauglich).
Ich habe das (hellere) Leinen des Waterhouse-Kleides auch nicht nachgefärbt, so daß es genauso aussieht wie das Original des Ponchos – das ‚Mittelblau‘ des Ophelia-Kleides funktioniert für einen ‚Alltags-Poncho‘ besser als das Kobaltblau des Originales (wiederum – nur meiner Meinung nach).

Analysieren wir das Original mal.

Das hier ist der wichtigest Teil: Die Ärmelnaht. Wie man im Bild schön erkennen kann (zur Verdeutlichung rechts rot markiert), gibt es da eine Naht, die außen am Ärmel mittig herunterläuft, und zwar vom Halsausschnitt bis etwa Ellbogenhöhe. Daran wiederum ist ein Stück Stoff angenäht, was den tatsächlichen Ärmel formt (und welches die aufgemalten Flammen hat).
Auch ist der äußere Teil dieses Unterärmels wesentlich kürzer als der ‚innere‘ Teil; und es gibt eine leichte Kurve an der inneren Naht. Das kann man hier ganz gut erkennen:

Hier ist das Schnittmuster, welches ich für den Poncho anhand der Bilder des Originals erstellt habe. Die Beschriftung ist Englisch, sollte aber konklusiv sein.
Dadurch, daß ihr Eure eigenen Maße verwendet, könnt ihr dieses Schnittmuster mit Hilfe von kariertem Schnittmusterpapier recht schnell für eure eigenen Maße zeichnen. Wenn ihr das tut und etwas damit näht und auch noch eine Webseite habt, wär’s irgendwie fair, diese Seite hier dann zu verlinken, meint ihr nicht? 😉 ):

Klickt das Bild, um es zu vergrößern. Und natürlich müßt ihr das Ärmelstück ZWEIMAL ausschneiden (nämlich für links und rechts). Ich hab das nicht ins Bild geschrieben; aber das sollte klar sein!
Das Schnittmuster ist NICHT maßstabsgerecht. Man kann es also nicht ‚einfach so‘ vergrößern. Wenn ihr es für ‚Euch‘ verwenden wollt, benutzt (wie schon gesagt…) kariertes Papier und eure eigenen Maße.
 

Die Flammen auf dem Oberarm sind aufgemalt. So habe ich das gemacht:

Man braucht Klebefolie (aka ‚DC-Fix‘ oder Buchbinderfolie…), die auf der Rückseite ein Zentimeter-Raster hat – das hilft SEHR, die Flammen zuzuschneiden!; opake Textilfarbe (also – „für dunkle Stoffe“), und einen Pinsel.
Als erstes habe ich einen Streifen von der Folie geschnitten; so breit wie die Rolle, und so lang wie die Flammen plus 5cm. Dann habe ich die längere Seite der Folie ‚flammenmäßig‘ eingeschnitten; jede meiner Flammen ist ein Quadrat ‚breit‘ (was einem Zentimeter entspricht).
Dann habe ich die Schutzfolie von der Rückseite abgezogen und die Klebefolie auf den (natürlich noch NICHT angenähten!) Ärmel geklebt. Das ist mit den vielen Flammen-Dreiecken etwas kniffelig. Wichtig ist aber, den Fadenlauf dabei zu beachten; ansonsten werden die Flammen krumm..

Danach habe ich gemalt, und zwar immer erst rot, dann gelb. Wenn beide Farben fertig sind, genau auf der Mitte dazwischen noch eine Mischung beider Farben auftupfen, damit es keine harte Kante gibt.

Nach dem Trocknen zieht man die Folie einfach ab (und versetzt sie dann gegebenenfalls, um neben den schon gemalten weitere Flammen aufzubringen). Wenn das alles fertig ist, habt ihr Flammenstoff. Ich empfehle, diese Malerei mal zu ÜBEN, bevor ihr euch an die tatsächlichen Ärmel macht. Das Stück, an dem ihr übt, kann, sofern es gelingt, später zu einer passenden kleinen Tasche o. ä. verarbeitet werden.

Auf dem Originalponcho sind einige der farbigen Dekorationen ebenfalls gemalt, wie beispielsweise die ‚Flammen‘, die um den vorderen Mittelkreis gehen. Ich allerdings mag Stickereien lieber, also habe ich sie gestickt. Und glaubt mir… es WÄRE einfacher und zeitsparender gewesen, sie zu malen statt zu sticken.  

Wie viele Stiche haben die Stickereien?

Weil ich Statistiken furchtbar gerne mag, gibt’s hier eine Tabelle zu dem Thema. Beachtet, daß die ‚linke‘ und ‚rechte‘ Hälfte des Kreises vorne sich unterscheiden, weil sie zum Teil (nämlich die, die genau in der Mitte sind) nur auf der ‚rechten‘, nicht aber der ‚linken‘ Hälfte gestickt sind. Des weiteren bitte ich zu beachten, daß die Ärmelstickereien ja zweimal gemacht werden müssen (nämlich links und rechts) – die Tabelle gibt das wieder (mit „x2“ an der Stichzahl):

 Vorschau in der Sticksoftware
(PE-Design von Brother, in meinem Fall)
Teil Stiche Ergebnis
  Linke Kreishälfte
(Ich mußte den Kreis
in zwei Hälften teilen,
weil der ganze Kreis
NICHT in den Rahmen
der Stickmaschine
gepasst hätte!)
 24,237 x1= 24,237
  Rechte Kreishälfte  25,119 x1= 25,119
  Oberarm  4,591 x2= 9,182
  Unterarm  4,366 x2= 8,732
  Ausschnittsende
(das sieht der
Stickerei auf dem
Unterarm zwar
ähnlich, hat aber
einen kürzeren
‚Pfeil nach oben‘
und ist daher NICHT
dasselbe!)
 3,998   x1=3,998
   Gesamtanzahl Stiche    71,268

Also hat der Poncho insgesamt über 71,000 (einundsiebzigtausend!) Stiche in den Stickereien.
Es hat mich etwa eine Woche gekostet, die Stickereien originalgetreu zu digitalisieren und sie dann aufzusticken (das sind über 40 Stunden; wenn ihr Stunden lieber mögt als ‚Wochen‘ 😉 ).
Und das auch nur deswegen, weil ich mit meiner Software und der Maschine geübt bin.

So sehen meine fertigen Stickereien auf dem Stoff aus.
Bitte beachtet, daß die ‚Hühnerfuß-Stickerei‘ an Ausschnitt, Ärmeln und auf dem vorderen Kreis mit der Hand gemacht werden müssen, also sind sie in diesen Bildern mit der fertigen Maschinenstickerei natürlich NICHT zu sehen. So nett eine Stickmaschine auch ist… manche Sachen kann sie eben nicht:

Oberärmel Ausschnitt und vorderer Kreis Ober- und Unterärmel

Und hier ist ein Bild der fertigen Stickereien auf dem teilweise zusammengenähten Poncho auf der Schneiderpuppe.
Ich habe die Seitennähte noch nicht geschlossen; lediglich die Schulter- und Ärmelnähte. Außerdem ist hier der Ausschnitt und der untere Rand noch nicht ausgeschnitten; so was lasse ich gerne ungeschnitten, bis ich alle Stickereien fertig habe.
Die Farbe kommt hier etwas seltsam raus – irgendwie grell-Aqua; aber es ist tatsächlich ein mittelblau – die Bilder der Stickereien oben zeigen das ganz gut:

 Hier ist noch ein Bild, am Fenster in der Sonne aufgenommen. Das hier zeigt die Farbe etwas besser; allerdings sind hier Schatten auf dem Poncho:

Und hier sind nun Bilder vom fertigen Poncho:

   
     
   

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