Ich muß zugeben, daß ich von diesem Kleid besessen war, seitdem ich es das erste Mal in den Cast Courts von London’s Victoria and Albert Museum gesehen habe.
Ich habe, nachdem ich aus London zurückkam, sehr viel Zeit damit verbracht, es zu recherchieren; und irgendwann habe ich von dem Sarg sogar mal eine Skulptur für SecondLife gemacht. Eines schönen Tages dachte ich mir dann, daß es wirklich an der Zeit wäre, das Kleid auch im realen Leben zu machen.
Schauen wir uns mal einen Moment lang das Original an, wie es auf Beatrice’s Grab abgebildet ist.
Dieses Kleid existierte übrigens tatsächlich in Beatrice’s Kleiderschrank; sie trug es zur Taufe ihres Sohnes.
Das Kleid war im Original aus burgunderfarbenem Samt gemacht, mit goldenen Kordeln und silbernen Troddeln. Leider gibt es keine Aufzeichnungen darüber, woraus der ‚Bändermantel‘ gemacht ist (die Bänder, die von der Rückseite ihrer Schultern bis auf den Boden reichen); und während ich dies schreibe, denke ich noch darüber nach, woraus ich meine machen könnte.
Ich denke, burgunderfarbene Samtbänder könnten nett aussehen. Oder vielleicht Satin? Goldene (also, gold-metallic) Bänder stehen nicht zur Diskussion, da das meines Ermessens nach billig aussehen würde.
Naja, ich denke, ich werde mich diesbezüglich entscheiden, wenn ich die Bänder vernähen muss 😉 Wie auch immer, alles fing damit an, daß ich Bilder des Grabmales hernahm und ein Gitter darüberlegte:
Ihr werdet bemerken, daß ich das Bild auf ‚Schulter bis zu den Füßen‘ zugeschnitten habe. Danach nahm ich dann einfach an, daß dieses Schulter-bis-Füße‘-Maß mein eigenes wäre, was 145cm entsprechen würde.
Dann habe ich das Gitter erstellt, wobei jedes rote Quadrat 10x10cm in der Realität entsprechen würde. Auf diese Weise kam ich an exakte Maße für mein Kleid, wie zum Beispiel die Größe der ‚Rautengitter‘, die durch die goldenen Kordeln gebildet werden; die Länge der Troddeln und die Abstandsmaße für die Gitter respektive ’nicht-Gitter‘-Teile des Rockes.
Proportional gesehen ist Beatrice’s Körper ein wenig anders als mein eigener; aber vage Maße zu haben, hilft schon mal.
Dann habe ich dieses Bild hergenommen:
und, wie ihr sehen könnt, habe ich den Saum des Kleides mit Photoshop markiert.
Dann habe ich dieses Bild größentechnisch auf das ‚Gitter‘-Bild von oben angepasst, und, mit Hilfe vom Pfad-Werkzeug in Photoshop den Saum gemessen.
Aufgrund dieses Maßes, im Verhältnis zu meinem ‚Größen‘-Gitter-Bild oben, habe ich errechnet, daß der Saum von Beatrice’s Kleid 454cm weit sein muß – das hilft schon sehr, um ein funktionierendes Schnittmuster zu berechnen!
Von diesem Bild hier:
und vom ‚Gitter‘-Bild oben kann man sehr gut sehen, wie der Rock in Falten gelegt ist.
An der Vorderseite ist eine große, nach außen gelegte Kellerfalte, und dann gibt es da noch drei Falten an den vorderen Seiten, die nach vorn gelegt sind.
Mit diesem Wissen habe ich dann angefangen, das Oberteil und den Rock auf meine Schneiderpuppe zu drapieren. Hierfür habe ich einen gut drapierbaren Viskose-Taft benutzt, den ich dann später auch zum Füttern des Kleides verwenden werde:
Beachtet bitte, daß auf diesen Bildern nur die *Hälfte* des Rockes in Falten gelegt ist. Also: Die vordere und hintere rechte Seite.
Nun kann ich die Falten dort so festbügeln, und sie dann auf dem Bügelbrett zur anderen Seite spiegeln, wodurch sie exakt gleich werden.
Beachtet auch, daß ich den Ausschnitt noch nicht zurückgeschnitten habe. Er ist am Oberteil nur angezeichnet, was auf den Bildern nicht wirklich zu sehen ist.
Hier ist ein Bild des Stoffes, den ich benutzen will: Burgunderfarbener Baumwollsamt mit einem sehr kurzen Samtflor. Das Bild zeigt ihn VOR der unvermeidbaren Vorwäsche des Stoffes.
Und hier ist ein Bild desselben Samtes nach der Wäsche und einer kleinen Färbung:
Ich fange an, die Kordeln an dem vorderen Teil des Rockes aufzunähen:
Die Kordeln auf dem hinteren oberen Teil des Rockes sind fertig – das sind nochmal 30 Meter Kordel. Beachtet hierbei, daß der hintere Teil des Rockes tatsächlich *doppelt so breit* ist (nämlich 2,80 Meter) wie der vordere Teil (der 1,40 Meter breit ist); er ist aber an der hinteren Taille stark in Falten gelegt:
Hier ist ein Vergleich zwischen den Kordeln auf dem Kleid der Statue und denen auf meinem Rock:
Und jetzt mache ich mit dem hinteren, unteren Teil des Rockes weiter. Der wiederum ist, wie man wahrscheinlich auf den Bildern sehen kann, „dank“ der Schleppe mehr als doppelt so hoch wie der obere, gekordelte hintere Teil; ich gehe also stark davon aus, daß auf diesen hinteren, unteren Teil des Rockes nochmal mindestens 80 Meter Kordel draufgehen.
Übrigens habe ich bis jetzt – wo der obere, hintere Teil mit Kordeln versehen ist – fast 100 Meter Kordeln auf das Kleid genäht. Das ist, wenn ihr euch erinnern mögt, die Menge, von der ich anfangs dachte, daß sie für das *gesamte* Kleid reichen würde! *lol*
Mittlerweile bin ich mit den Kordeln auf dem Rock, dem Oberteil und den Ärmeln fertig. Außerdem habe ich das Kleid zum Teil zusammengenäht – und die Bänder hinzugefügt, die von der Rückseite ihrer Ärmel zum Boden hängen. Das Vorderteil des Rockes ist schon am Oberteil angenäht, aber der hintere Teil des Rockes, der in Zieharmonikafalten gelegt ist, ist nur festgesteckt (weswegen er ein wenig seltsam aussieht):