Die Jawas aus Star Wars sind interessante und wirklich einfache Kostüme, vor allem für Kinder ideal.
Eine schöne Zusammenfassung bezüglich des Schnittmusters und des Gesamtlooks ist hier zu finden. Allerdings ist das auch nicht das, worüber ich hier gern reden möchte. Mein Thema ist der Stoff, der im Film verwendet wurde; und angefangen hat alles eigentlich hier auf dem alten offiziellen Board der 501st, auf dem der Jawa-Stoff diskutiert wurde – den Thread kann ich sehr empfehlen.
Jawa-Kostüm bei einer Ausstellung
Und hier ist eine Nahaufnahme des Stoffes. Beachtet das diagonal gerippte Muster im Stoff!
Ihr könnt dieselbe Art von diagonalen Rippen sehen, wenn ihr euch ganz normale Jeans anseht. Jeans werden aus Jeansstoff gemacht, der in einer Twill-Bindung gewebt ist. Diese Webart (Twill) ist es, was diese diagonalen Rippen verursacht.
Natürlich kann man nicht wirklich Jeansstoff für ein Jawakostüm verwenden. Der Stoff ist viel zu fein und dünn, und die Rippen sind zu klein.
Viele Leute schlagen vor, Monk’s cloth zu verwenden. Das Problem damit ist, daß es sich hier um einfache Leinwandbindung als Webart handelt (wobei ‚Leinwand‘ hier die Art bezeichnet, wie die Fäden im Stoff miteinander verwebt wurden – rauf, runter, rauf, runter; nächste Reihe umgekehrt – und nicht die zum Weben verwendete Faser, die in diesem Fall Baumwolle ist). Diese einfache Leinwandbindung hat aber nicht die sehr auffälligen diagonalen Rippen, die, wie schon erwähnt, von einer Twillbindung verursacht werden und nicht durch einfache Leinwandbindung.
Andere schlagen vor, die ‚Herringbone‘-Decken von Ralph Lauren zu verwenden. Aber auch da hat’s ein Problem – ‚Herringbone‘, auf Deutsch ‚Fischgrät‘, bezieht sich ebenfalls auf die Webart; und Fischgrätbindung ist nun einmal ein Zickzackmuster, keine diagonalen Rippen.
Es gibt tatsächlich nur eine Möglichkeit, diese diagonalen Rippen zu bekommen; und das ist, tatsächlich einen Twill-gewebten Stoff zu verwenden.
Nun, ich kenne das schon – ganz viele Leute heulen ganz viel rum, daß sie ja „überall geguckt“ hätten und echt „gar nix“ gefunden hätten, was grob / dick genug wäre und Twillgewebt ist“.
Lasst mich einfach sagen, daß diese Leute den Stoff nicht gefunden haben, weil sie nicht genau geguckt haben oder am falschen Ort. Denn mal ganz im Ernst?
DAS WAR DOCH NICHT SO SCHWER, ODER?
(Bild zeigt einen etwa 10x10cm großen Ausschnitt des twillgewebten Stoffes!)
NAERGI, WAS FÜRN STOFF IST DAS? WO KRIEGT MAN DEN HER? WAR DER TEUER? KANN MAN IHN FÄRBEN?
Ach ja, ich höre euch….
Der Stoff ist, Überraschung…:
Kaffee-, Kohle- oder Getreidesäcke in Twillbindung sind nicht weit verbreitet, aber auch nicht grade selten.
Wenn ihr euch auf Ebay nur Mühe gebt und die Bilder mal GENAU anseht, um sicherzustellen, daß die diagonalen Rippen im Stoff vorhanden sind, dann könnt ihr diese Säcke auch finden.
Verhältnismäßig billig sind sie auch – ich habe weniger als 15 EUR für drei Säcke bezahlt, die grade genug sind, um für meinen 12jährigen Sohn einen Jawa zu machen. Die Säcke sind aus Jute, und man kann sie daher problemlos färben. Für einen Erwachsenen würde ich fünf bis sechs Säcke verwenden (zwei für vorn, zwei für hinten, und die anderen beiden für Ärmel, Kapuze und Streifen, um die Schuhe zu umwickeln).
„Aber warte mal!“, höre ich euch sagen. „Da ist diese Schrift auf dem Sack, und die blauen Streifen. Außerdem stinkt Jute und ist hart und steif!“
Das stimmt! Aber die Schrift, die Streifen und auch der Geruch / die Steifheit verschwinden, wenn man den Sack nur mehrfach (!) heiß (95°C) wäscht und danach immer schön durch den Trockner jagt. Mit „mehrfach“ meine ich übrigens so 5-8 mal.
So sieht ein Sack nach nur einer Wäsche aus:
Wie ihr sehen könnt, sind sowohl die Schrift als auch die Streifen schon fast komplett verschwunden. Wenn man die Wäsche mehrfach wiederholt, sind sie ganz weg und ihr habt einen sauberen Sack, den ihr prima vernähen und färben könnt.
Hier sind noch einige Hinweise zur Handhabung:
- Besonders während der ersten Wäsche wird der Sack FLUSEN wie verrückt. Achtet auf die Maschine; ganz besonders, wenn diese das Wasser abpumpt. Der Abfluss könnte durch dieses Gefluse verstopft werden (Drano Power-Gel ist im Vorfeld keine schlechte Investition!).
- Das Gefluse wird mit der Zeit weniger (soll heißen, je öfter ihr das Zeug wascht, desto weniger Flusen kommen dabei runter… bis es irgendwann gar nicht mehr flust); besonders während der ersten Wäsche ist es aber wirklich furchtbar.
- Damit die Schrift und Streifen schneller verschwinden, könnt ihr zur Wäsche etwas Bleiche (Dan Klorix) hinzufügen.
- Bein Trockner solltet ihr (…vor allem beim ersten Mal…) öfter mal nach dem Sieb schauen. Nochmal, das wird mit der Zeit besser; aber besonders beim ersten Mal ist es echt furchtbar.
- Fangt erst an, die Säcke zu waschen, wenn ihr sie an den Seiten aufgetrennt habt. Ansonsten wascht ihr eine hässliche Bruchlinie an der Unterkante der Säcke ein; und die wollt ihr nicht.
Das Auftrennen ist recht einfach. Die Säcke werden normalerweise mit einer Maschine genäht, die einen doppelten Kettenstich produziert – also aus zwei Fäden, die verschlungen einer einfachen Reihe Häkeln sehr ähnlich sind.
Wenn ihr das richtige Ende finden könnt (das üblicherweise am ‚Boden‘ seitlich ist…) und das richtig aufdröselt, dann solltet ihr eigentlich nur an zwei Fäden ziehen müssen, und die ganze Seite ist schnell aufribbelbar. - Lose Kanten (also nicht die Seiten, die ja verwebt sind, sondern oben / unten am Sack…) solltet ihr mit einem Zickzackstich den Stoff gegen Ausfransen sichern. Ansonsten garantiere ich, daß sich der Sack an diesen Seiten mindestens 10cm ausfranst beim waschen.
- Der Sack wird etwa 10-15% einlaufen. Unterschätzt das nicht; 10-15% auf einen Meter sind 10-15cm!
- Dieses Einlaufen ist auch der Grund, wieso ihr ERST auftrennen und waschen und DANN erst nähen und DANACH erst färben wollt.
- Falls die Schrift beim Waschen nicht komplett verschwindet, könnt ihr nach dem Nähen / Färben ein bisserl verdünnte braunschwarze Acrylfarbe übers Kostüm reiben. Das lässt die Schrift optisch komplett verschwinden und sieht einfach aus wie Dreckflecken (was für einen Jawa ja erstrebenswert ist).
Ich fasse nochmal zusammen: Erst auftrennen, dann waschen, trocknern, waschen trocknern… bis ihr die Konsistenz des Stoffes mögt… dann nähen, dann färben.
Auf der zuerst verlinkten Seite (hier nochmal) findet ihr ein halbwegs passendes Schnittmuster. Mit Säcken für Erwachsene solltet ihr für jeweils vorn links, rechts und hinten links, rechts einen Sack verwenden, um genug Weite zu erzielen.
Nach dem Nähen wollt ihr an den Ärmelenden und am unteren Ende der Tunika etwa 2-3cm der Webung aufribbeln, damit der Stoff ausfranst. Genau darüber wollt ihr mit dunkelbraunem oder schwarzem Garn eine Zickzacknaht machen, um den Rest des Stoffes gegen weiteres Ausfransen beim Färben und folgenden Wäschen sichern.
(Rest folgt, wenn ich mal Fotos gemacht habe!)
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